Mit dieser Botschaft wendete sich Deutsch Bank Chef Ackermann anlässlich der schwersten Finanzkrise seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs an die Bundesregierung und an die erstaunte Öffentlichkeit. Die Finanzwelt fürchtet den Zusammenbruch des weltweiten Finanzsystems. Nun sollen die Notenbanken und die Regierungen eingreifen und die Banken vor den Folgen ihres maßlosen Treibens bewahren. (März 2008)
Seit Jahrzehnten wird gezockt und spekuliert, in astronomischen Dimensionen die grenzenlos schienen. Es wurden immer verrücktere Wetten abgeschlossen mit Werten, die niemand durchschauen konnte, die aber auch niemand mehr durchschauen wollte. Längst war allen klar, dass hier mit Risiken gehandelt wurde, die keiner reellen Prüfung standhalten konnten. Man wollte sich aber die schön gerechneten Geschäfte und die phantastisch steigenden Bilanzen nicht vermiesen lassen. Wer wie Herr Ackermann postuliert, eine internationale Bank die es nicht schafft eine Eigenkapitalrendite von 25 Prozent zu erzielen, kann sich am Markt nicht behaupten, der weiß auch, dass man solche Spannen nur mit Zockerei auf höchstem Risiko erreichen kann. In einem mit Kapital überfluteten und mit Geldinstituten ausreichend versorgten Markt, konkurrieren sich die Gewinne gegen Null. Es bleiben die Geschäftskosten und der Risikoaufschlag. Bei solidem Geschäftsgebaren ist der Spielraum mit überschaubaren Risiken ausreichend. Für Millionen Gehälter und Provisionen reicht das aber nicht aus.
Die Zocker und ihre Kunden haben Milliarden Gewinne gemacht. Jetzt gefährdet dieses Kasinogebaren die reale Wirtschaft und die Stabilität unserer Gesellschaft. Wenn Banken Banken nicht mehr vertrauen, weil keiner weiß, wer wie unverschämt gepokert hat, wird der Geldkreislauf unterbrochen. Die Notenbanken geben zusätzliches Geld im dreistelligen Milliardenbereich in den Markt, weil der Interbankenhandel stockt. Die Banken begrenzen das Geschäft mit ihresgleichen und begrenzen die Kreditvergabe selbst an solide Unternehmen. Sie verweigern den Auftrag für den sie geschaffen und stattlich entlohnt werden. Die Folgen sind Bankenpleiten, Investitionsstreiks, Liquiditätsengpässe in der Wirtschaft, Konkurse, Entlassungen. Die Einen haben abgesahnt, die Zeche zahlen alle anderen.
Herrn Ackermann ist zuzustimmen: Das regelt der Markt nicht mehr von selbst. Daraus den Schluss zu ziehen, immer mehr Geld in den Markt zu pumpen und die Risiken auf Kosten der Allgemeinheit aufzukaufen, wäre fatal. Die zwangsläufig resultierende Inflation, die in den USA fast zwingend in eine Hyperinflation übergehen würde, hätte für die Menschheit und den Globus katastrophale Auswirkungen. Ersparnisse, Renten und Sozialsysteme würden vernichtet werden. Ökologische Entwicklungen und soziale Standards wären nicht mehr finanzierbar. Der ohnehin geringe Spielraum für die Bewahrung des Ökosystem Erde wäre verloren.
Die Notenbanken brauchen einen Hebel, um den Investitionsstreik des Kapitals zu brechen. Liquidität ist ausreichend am Markt. Wer sie dem Handel entzieht, muss dafür folglich belangt werden. Das Zurückhalten von Geld muss den Spekulanten unmittelbar etwas kosten. So wie ihn ein Strafzettel davon abhält, sein Auto falsch zu parken, so muss ihn eine Spekulations- oder Umlaufgebühr auf die liquiden Zahlungsmittel davon abhalten, sie den übrigen Marktteilnehmern vorzuenthalten. Neu zu gestaltende Kosten für Liquidität erzeugen den notwendigen Druck, die zurückgehaltene Bestände in den Markt und damit das vorhandene Angebot zur Nachfrage zu bewegen. Der Geldstreik wird so durchbrochen. Den Banken steht dann ausreichend Kapital zur Verfügung. Die Verweigerung des Interbankenhandels hat für sie dann eine Kostenbelastung zur Folge, die nur in begründeten Einzelfällen vertretbar ist.
Eine konstruktive Umlaufsicherung in Form einer Geldgebühr ist für die Notenbanken das entscheidende, bis heute fehlende Steuerelement, um die nachgefragte Geldmenge zu beeinflussen. Mit einer Geldgebühr kann eine Notenbank die Nachfrage nach Geld aktiv steuern. So kann sie, unabhängig von einer Anhebung der Leitzinsen, die herausgegebene Geldmenge exakt lenken und jegliches Inflationspotential dem Markt entziehen. Auf diese Weise ist eine dauerhaft stabile und tatsächlich inflationsfreie Währung machbar. Ein Zusammenbruch des Weltfinanzsystems ist dann vom Tisch.
Die Rettung der Währungsstabilität kann einzelne Häuser nicht vor Fehlspekulationen und Konkurs bewahren. Sie begrenzt das Risiko des Ruins aber weitgehend auf die Institute, die sich aktiv an dem Hype beteiligt haben. Geldhäuser, die auf dem Teppich bleiben, deren Kunden und die Allgemeinheit werden nicht zwangsläufig mit in den Strudel gerissen. So kann es die Regierung auch geschehen lassen, wenn eine Bank Konkurs anmelden muss. Wird derzeit eine große Bank zahlungsunfähig, sind die Folgen nicht absehbar. Die Regierung muss sie retten. Sie fordert damit jedoch Spekulanten und Anleger förmlich auf, noch größere Risiken zu wagen. Geht’s schief, steht der Fiskus für Verluste gerade. Die elementaren Regeln des Marktes sind außer Kraft gesetzt. Die Selbstheilung kann nicht funktionieren.
Die Forderung der Finanzjongleure ist richtig: Die Regierungen und Notenbanken sind jetzt gefragt. Die Notenbanken müssen die Instrumente in die Hand bekommen, die sie zur Erfüllung ihrer Aufgabe brauchen. Zusätzliche Milliarden in ein Meer von Liquidität zu kippen wäre wie den Alkoholiker mit ein paar zusätzlichen Bierchen bei Laune zu halten.