Die Abkehr von der automobil-fixierten Gesellschaft hin zu einer nachhaltigen Mobilität erfolgt nicht über moralische Appelle sondern über eine Abkehr vom kapitalistischen Wachstumsprinzip.
Das WDR 5 Tagesgespräch am 25.Mai ging der Frage nach, warum sich unsere Mobilität noch immer stark auf das Automobil konzentriert. Die Beiträge des Studiogastes, des Moderators Ralf Erdenberger und der meisten Zuschauer waren sehr vernünftig und nachvollziehbar. Leider blieb die Ursachenanalyse in psychologischen Deutungen hängen. So mutmaßte der Studiogast, Professor Heiner Monheim, in Dänemark und den Niederlanden sei die Verkehrspolitik weniger Auto-zentriert, da beide Länder Verkehrsministerinnen hätten. Auch sei die Bedeutung der Automobilindustrie für die Schaffung von Arbeitsplätzen in Deutschland überbewertet.
Beide Argumentationen haben Charme und sicherlich einen wahren Kern. Jedoch übersieht Professor Monheim, welche Bedeutung die Automobilindustrie für das Kapital hat. Etliche 100 Milliarden Investitionen sowie zig Milliarden an Zins- und Dividendenzahlungen sind für die wachstumsabhängige Volkswirtschaft von immenser Bedeutung. Gelingt es einem Automobilkonzern nicht, die Zinsverpflichtungen zu bedienen oder fällt über einige Jahre hinweg die Dividende aus, wird Kapital abgezogen und der Konkurs ist unausweichlich. Solange Kapital einen immer positiven Zins verlangt, sind Kapitalgesellschaften auf die ständige Ausweitung der Produktion und der Profite angewiesen. Und solange werden Manager und Politiker das Mögliche tun, dieses Wachstum zu gewährleisten.
Der Appell an Vernunft und Moral ist richtig und nachvollziehbar. Er kann aber nur zum Erfolg führen, wenn die ökonomischen Triebkräfte des Wachstumswahnsinns ausgeschaltet werden.