Leserbrief
zum Kommentar von Michael Bauchmüller „Politik am Bruch“
Süddeutsche Zeitung vom 17./18. 01.2009
Herrn Bauchmüller ist zuzustimmen, den Politikern fehlt die Kraft zu gestalten und das wir uns Bürger noch teuer zu stehen kommen. Politiker und Ökonomen jedweder Couleur wissen sich keinen Rat. Der Staat macht noch mehr Schulden, weil die Bürger nicht mehr genügend konsumieren wollen oder können. Nach 60 Jahren Wirtschaftswachstum fällt den Beratern nichts Besseres ein, als mehr Wirtschaftswachstum zu fordern.
Eine entscheidende Ursache der Entwicklung besteht darin, dass in Produktion, Handel und Dienstleistung auf Dauer nicht das Wachstum erzeugt werden kann, das vom Finanzkapital gefordert wird. In einem gesättigten Markt tendieren Wachstum und Gewinn gegen Null. Unser Kapital verweigert sich bei Minimalrenditen aber konsequent. Die zweite verkannte Ursache besteht darin, dass Firmen trotz Leitzinssätzen nahe Null mit Kreditkosten von 6% bis 16% kalkulieren müssen. Kosten, die nicht selten höher sind als die Gehaltskosten. Dieses Geld fehlt ihnen, um eine, der Absatzlage angemessene, Arbeitszeitverkürzung ohne Lohnstreichung finanzieren zu können.
Eine zentrale Aufgabe des Finanzsektors ist die Versorgung der Wirtschaft mit ausreichender Liquidität. Die Herausforderung besteht darin, die Kapitalkosten dem Wirtschaftswachstum anzupassen. Mit Kapitalkosten nahe Null rechnen sich unzählige Investitionen im ökologischen und sozialen Bereich. In den öffentlichen Haushalten werden Milliarden frei für die geforderten Zukunftsinvestitionen. Ganz nebenbei geht auch das Überwachstum der Geldvermögen zurück, das ja die regelmäßig auftretenden Spekulationsblasen erst verursacht.